CinePostproduktion Geyer GmbH – Eine Führung durch 101 Jahre Filmpostproduktion in Berlin
Die kommerzielle Filmvorführung begann im Jahre 1895 an
keinem anderen Ort als in Berlin und damit begann ebenso die Geschichte der
kommerziellen Filmproduktion. Einen besonderen Stellenwert hat dabei die
Postproduktion, in welcher dafür gesorgt wird, dass die Filme nach den
Dreharbeiten entwickelt, zugeschnitten und bearbeitet werden. Damit wird
sichergestellt, dass die Ästhetik des Films und das visuelle Erlebnis des
Publikums genau den Wünschen der Filmemacher entspricht.
Die Filmpostproduktionsfirma Geyer GmbH wurde im Jahre 1911
gegründet und trägt seitdem dazu bei, dass das Medium Film in Deutschland und
Europa so erfolgreich werden konnte. In den alten Gebäuden der Firma bekommen
wir eine ausführliche Führung über den Prozess der Filmentwicklung und – nachbearbeitung.
An diesem Ort spürt man wie Vergangenheit und Gegenwart
ineinander verlaufen und es ist als könnte man dem technischen Fortschritt des
letzten Jahrhunderts langsam zusehen. Dies beginnt schon mit den Gebäuden. Die
Filmpostproduktionsfirma sitzt immer noch in den Ziegelsteingebäuden in der
ihre Geschichte im Jahre 1911 begann. In die Fassaden sind die Buchstaben des
Firmennamens reliefartig in die rotbraunen Fliesen eingelassen und zeugen von dem
Willen des Firmengründers den Namen seiner Firma in der Filmproduktionswelt
fest zu verankern. Neben diesen alten Gebäuden zeigen die moderne Anbauten und
neuen Gebäude im Hof, dass die Firma sich mit der Zeit entwickelt hat und nicht
in der Vergangenheit stehen geblieben ist.
Nicht nur außerhalb sondern auch überall in den Gebäuden ist
die Gegenwart verschiedener Zeiten spürbar. Ihre Spuren sind überall sichtbar. So
gibt es Relikte, die, wie es scheint, seit den ersten Tagen der Firma in den
Gebäuden verblieben sind. Alte Arbeitstische mit Schraubzwingen und ein altes
Mikroskop, aber ebenso hölzerne Schneidetische sind einige dieser alten
Gerätschaften, an denen wir auf unserem Weg durch die Firma vorbeikommen. Diese
stehen zwischen Maschinen, die vor dreißig Jahren angeschafft wurden und heute
noch in Betrieb sind. Alte Monitore, die mit großen Schaltflächen aus
Kunststoff versehen sind und auf welchen einige wenige große bunte Knöpfe zur
analogen Bearbeitung der Farbe der Filme angebracht sind. Futuristische große
Kästen, in denen verschiedene kunststoffartige Rollen unter einem mysteriösen
wabernden Geräusch zu einem Film zusammengesetzt werden. Zuletzt finden wir uns
in den neuen Gebäuden wieder, die viel steriler erscheinen und mit den
modernsten Computern ausgestattet sind.
Die Gegenwart verschiedener Zeiten an diesem Ort spiegelt die
Arbeitsweisen der Firma klar wieder. Die Verflechtung von Altem und Modernem,
von Analogem und Digitalem, wird uns bei unserer Führung durch die Produktionsstätte
von einer sehr netten Mitarbeiterin erörtert.
Zum Einen werden Filme zu Entwicklung bei Geyer geschickt,
die analog auf Filmrollen aufgespielt wurden. Diese durchlaufen zunächst die
normalen Entwicklungsprozesse, in denen aus dem empfindlichen belichtetem
Filmmaterial (entweder 16 oder 35 mm, s/w oder farbig) durch Behandlung mit
Entwicklungslösungen ein Negativfilm entsteht. Die Entwicklungslösungen werden
vor Ort gemischt und ihre Qualität wird von Chemikern in einem hauseigenen
Labor überwacht, die täglich mehrmals Kontrollen durchführen und sich an Standards des
Filmmaterialproduzenten Kodak orientieren. Der fertige Bildnegativfilm wird
dann wiederum in einer Maschine mit dem Tonnegativfilm zu einem Positivfilm zusammengesetzt,
welcher dann ebenso nochmals entwickelt werden muss. Im alten Prozess wird der
fertige Film dann nach Angaben des Auftraggebers zurechtgeschnitten, in die
runden Filmdosen verpackt und kann geliefert werde. Heutzutage werden die Filme
jedoch hauptsächlich digitalisiert
und im Folgenden am Computer geschnitten und nachbearbeitet.
Digital aufgezeichnete Filme müssen den Prozess der
Entwicklung bei Geyer nicht mehr durchmachen. Bei ihnen wird direkt mit der
Nachbearbeitung begonnen. Die Nachbearbeitung ist eine der wichtigsten
Prozesse, die bei Geyer durchgeführt werden und der Schwerpunkt liegt dabei auf
der Sicherung der Farbqualität. An Computern wird nach direktem Wunsch des
Kunden jede Szene einzeln in ihren Bildeigenschaften bearbeitet. Auch können
digital Qualitätsmängel behoben
werden, was die Restaurierung alter Filme erleichtert (auch ein Prozess der bei
Geyer in Auftrag gegeben werden kann). Am Ende können die Filme in ihrer
digitalen Form von speziellen Maschinen auf einen Positivfilm projiziert
werden, oft werden sich allerdings in ihrer digitalen Form belassen. Diese
gehen dann an den Kunden, der eine einwandfreie Qualität seiner bewegten Bilder
hat.
Zum Schluss finden wir uns im hauseigenen Kinosaal wieder,
in welchem die Nachbearbeitungen der großen Filmproduktionen stattfinden. Hier
wird auf großer Leinwand Szene für Szene in ihrer Qualität durchgesprochen und
Änderungen vorgenommen, was einige Wochen dauern kann. Insgesamt wird uns
gesagt, dass die volle Entwicklung eines Films bis zu einem Jahr dauern kann,
wobei dieser davon 3 bis 6 Monate bei Geyer verbringt.
Nach einer zweistündigen Führung haben wir 101 Jahre von
Filmentwicklungsprozessen durchschritten, die verschiedenen Arbeitsweisen
kennengelernt und konnten viele Fragen stellen. Es war ein eindrucksvoller und
interessanter Einblick in diesen Teil der Filmwelt, der beim Filmgenuss selbst
so unsichtbar hinter den Bildern verschwindet. Vielen Dank an Geyer für Ihre
Freundlichkeit und Bemühungen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen